Die Wissenschaft hinter der IVF: Schritt für Schritt durch den Befruchtungsprozess

Die In-vitro-Fertilisation (IVF) ist eine der bekanntesten und fortschrittlichsten Methoden der Reproduktionsmedizin. Für viele Paare mit unerfülltem Kinderwunsch bietet sie eine realistische Chance auf eine Schwangerschaft. Doch wie genau funktioniert der Prozess? Welche Schritte sind notwendig, um eine Eizelle im Labor zu befruchten und erfolgreich in die Gebärmutter einzusetzen? In diesem Artikel führen wir Sie durch den Ablauf der IVF – wissenschaftlich fundiert und verständlich erklärt.

Was ist IVF?

Die IVF (In-vitro-Fertilisation) ist ein Verfahren der assistierten Reproduktion, bei dem die Befruchtung der Eizelle außerhalb des Körpers in einem Labor stattfindet. Anschließend wird der entstehende Embryo in die Gebärmutter der Frau übertragen. Diese Form der Künstliche Befruchtung hat sich seit den 1980er-Jahren stetig weiterentwickelt und zählt heute zu den erfolgreichsten Behandlungsoptionen in der Kinderwunschmedizin.

Schritt 1: Hormonelle Stimulation der Eierstöcke

Um die Erfolgschancen zu erhöhen, wird der natürliche Zyklus hormonell stimuliert. Ziel ist es, mehrere Eizellen gleichzeitig reifen zu lassen. Die Patientin spritzt sich über etwa 10–14 Tage spezielle Hormone, wobei der Reifungsprozess regelmäßig per Ultraschall und Bluttests überwacht wird.

Schritt 2: Auslösen des Eisprungs und Eizellentnahme

Sobald die Follikel eine optimale Größe erreicht haben, wird der Eisprung künstlich ausgelöst. Etwa 36 Stunden später erfolgt die Eizellentnahme (Follikelpunktion) unter leichter Narkose. Dabei werden die Eizellen mithilfe einer feinen Nadel direkt aus den Eierstöcken entnommen.

Schritt 3: Gewinnung und Aufbereitung der Spermien

Parallel zur Eizellentnahme wird eine Samenprobe des Partners (oder eines Spenders) aufbereitet. Die beweglichsten und gesündesten Spermien werden für die Befruchtung ausgewählt.

Schritt 4: Befruchtung im Labor

Die Eizellen und Spermien werden nun im Reagenzglas zusammengeführt. In einigen Fällen kommt die ICSI-Methode (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) zum Einsatz, bei der ein einzelnes Spermium direkt in die Eizelle injiziert wird – vor allem bei eingeschränkter Spermienqualität.

Schritt 5: Entwicklung der Embryonen

In den folgenden Tagen entwickeln sich die befruchteten Eizellen im Brutschrank weiter. Meist werden die Embryonen bis zum dritten oder fünften Tag (Blastozystenstadium) kultiviert. Nur die besten Embryonen werden für den Transfer ausgewählt.

Schritt 6: Embryonentransfer

Der Transfer erfolgt meist ohne Narkose. Der ausgewählte Embryo wird mithilfe eines dünnen Katheters vorsichtig in die Gebärmutter eingesetzt. Der Vorgang ist schmerzfrei und dauert nur wenige Minuten.

Schritt 7: Die Wartezeit

Etwa zwei Wochen nach dem Embryonentransfer kann ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden. Diese Zeit ist für viele Paare emotional sehr belastend, da Hoffnung und Unsicherheit eng beieinanderliegen.

Chancen und Erfolgsfaktoren

Die Erfolgsquote einer IVF hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Alter der Frau
  • Eizellqualität
  • Spermienqualität
  • Hormonstatus und Gebärmutterschleimhaut
  • Lebensstil und Begleiterkrankungen

Im Durchschnitt liegt die Schwangerschaftsrate pro Zyklus bei etwa 25–40 %, abhängig vom individuellen Fall.

Begleitende Maßnahmen

Viele Kliniken bieten zusätzliche unterstützende Maßnahmen an, z. B.:

  • Akupunktur
  • Ernährungsberatung
  • psychologische Betreuung
  • Immunologische Abklärung

Diese können helfen, Körper und Geist bestmöglich auf die Behandlung vorzubereiten.

Fazit

Die IVF ist ein hochkomplexes, aber bewährtes Verfahren der künstlichen Befruchtung. Sie vereint medizinische Präzision mit individueller Betreuung und bietet Paaren mit Fruchtbarkeitsproblemen eine echte Chance auf die Erfüllung ihres Kinderwunsches. Wer den Prozess versteht, kann bewusster und gestärkter in die Behandlung starten.

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